Fragmente


Allgemeines zur Literatur

In der Rubrik "Fragmente" teile ich Gedanken zu Literaturthemen im Allgemeinen. Die Blogbeiträge erscheinen nicht monatlich wie bei den Rezensionen. Ihr könnt zur Abgabe von Kommentaren an das Ende der Seite scrollen, da nicht unter jedem Beitrag ein Kommentarfeld steht. Eure Nachricht erscheint nach der Freischaltung dann unter dem entsprechenden Artikel.

Beitrag vom September 2024

Eine Fantasy-Reihe

Kürzlich schrieb ich über die Werkausgabe von Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes, die ich entdeckte, als ich zahlreiche Bücher aus einem Nachlass durchsehen durfte. Es handelte sich um eine vollständige, neunteilige Buchreihe, die nun einen festen Platz in meiner Bibliothek gefunden hat. In denselben Kisten und Papiertaschen mit Büchern fand ich noch eine weitere Edition – eine zwölfteilige Fantasy-Buchreihe. Die Reihe erschien vor vierzig Jahren als Lizenzausgabe für den Bertelsmann Club, Gütersloh, die Europäische Bildungsgemeinschaft Verlags-GmbH, Stuttgart, die Buchgemeinschaft Donauland Kremayr und Scheriau, Wien, die Buch- und Schallplattenfreunde GmbH, Zug, die Deutsche Buch-Gemeinschaft C.A. Koch’s Verlag Nachfolger, Berlin, und ebenso für den Buchclub Ex Libris, Zürich.

Da drängt sich die Frage auf, aus welchem Haus denn nun eigentlich meine in wunderschönem beigen Leineneinband, Fadenheftung und Prägedruck erschienene Ausgabe stammt. Es geht aus den editorischen Angaben auf den ersten Seiten der Bücher nicht eindeutig hervor. Gebunden wurde das Ganze allerdings in Gütersloh, weshalb ich vermute, dass diese zwölfteilige Ausgabe von 1984 im Bertelsmann Club veröffentlicht wurde. Die Umschlagsgestaltung ist mir etwas zu bunt geraten, weshalb ich die Umschläge einfach abgenommen und die Bücher ohne ihr Papierkleid in mein Regal gestellt habe.


Zwölf Fantasy-Romane sind es, die für diese Lizenzausgaben-Edition zusammengestellt worden sind. Die Genehmigung erteilten vier Verlage, in denen die einzelnen Werke ursprünglich erschienen sind: der Marion von Schröder Verlag, Düsseldorf, die Verlagsgemeinschaft Ernst Klett - J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger GmbH, Stuttgart (heute Klett-Cotta Verlag), der Wilhelm Heyne Verlag, München, und der Eugen Diederichs Verlag, Köln.


Ich bin kein Fantasy-Leser. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Einige Klassiker in dieser Reihe haben mich dazu bewogen, die Bücher in meine Sammlung aufzunehmen. Bisher kenne ich keines dieser Werke – mit Ausnahme der ‘Herr der Ringe-Trilogie’, die ich mir als Verfilmung schon mehrmals angeschaut habe, der Lektüre bisher aber immer zurückhaltend begegne. Auch ist mir die Verfilmung des Romans ‘Das letzte Einhorn’ bestens bekannt. Den Klassiker von Peter S. Beagle, der Grundlage für den Film bot, mit diesem jedoch kaum etwas zu tun hat, würde ich sehr gerne einmal lesen.

Nachfolgend sind alle Werke dieser besonderen Fantasy-Reihe aufgeführt. Falls jemand das eine oder andere Buch bereits gelesen hat und ein paar Worte darüber hierlassen will, freue ich mich darüber. Ich biete an dieser Stelle auch Platz für eine Gastrezension an. Schreibt mir einfach und verwendet dafür das Kontaktfeld am Ende dieser Seite.


  • Herr der Ringe, Die Gefährten – J.R.R. Tolkien
  • Herr der Ringe, Die zwei Türme – J.R.R. Tolkien
  • Herr der Ringe, Die Rückkehr des Königs – J.R.R. Tolkien
  • Das letzte Einhorn – Peter S. Beagle
  • Die Königstocher aus Elfenland – Lord Dunsany
  • Lilith – George MacDonald
  • Schloss Malplaquet – T.H. White
  • Das Königreich des Sommers – Gillian Bradshaw
  • Roter Mond und schwarzer Berg – Joy Chant
  • Die vergessenen Tiere von Eld – Patricia A. McKilip
  • Der Ruf ins andere Land – Dahlov Ipcar 
  • Ein Yankee aus Connecticut an König Artus’ Hof – Mark Twain

Beitrag vom Juli 2024

Sherlock Holmes Werkausgabe

Wenn wir den Namen Sir Arthur Conan Doyle hören, fällt uns unweigerlich Sherlock Holmes ein, jene Romanfigur, die laut Guinness-Buch der Rekorde auf der Leinwand von allen literarischen Vorlagen am häufigsten interpretiert wurde. Zweihundertsiebzehn Filme sollen es laut Wikipedia insgesamt sein, in denen einundachtzig verschiedene Darsteller diese Rolle verkörperten. Kein anderer Autor hat eine bekanntere Detektiv-Figur erschaffen. Sir Arthur Conan Doyle gehört schon seit einiger Zeit zu den Autoren, die ich gerne einmal lesen möchte. Doch mit welchem Buch soll ich mich zuerst beschäftigen? Mit welchem Fall von Sherlock Holmes und dessen Freund Dr. Watson soll ich mein Leseabenteuer als Begleiter des berühmten Detektiv-Duos beginnen?  Und dann gibt es ja noch die von Doyle geschaffene Figur des Professors George Edward Challenger, der in einigen Abenteuerromanen als Forscher und Entdecker auf Reisen ist. Auch stammen einige historische Romane aus der Feder des britischen Arztes und Schriftstellers, der 1859 im schottischen Edinburgh geboren wurde und im Alter von einundsiebzig Jahren im englischen Crowborough verstarb. Wer die Wahl hat, hat die Qual, besagt ein abgegriffenes Sprichwort. Ein anderes: wie der Zufall so will.

Und wie der Zufall so will, komme ich nun unerwartet in den Besitz der vollständigen Werkausgabe in neun Einzelbänden über Sherlock Holmes, nach den Erstausgaben neu und getreu übersetzt, herausgegeben 1987 vom Hafmanns Verlag Zürich, ein Jahr später als Lizenzausgabe vom Buchclub Ex Libris Zürich. Ein schwarz-goldfarbener Hochglanz-Umschlag, gestaltet von Ruedi Becker, schützt einen ansprechenden weinroten Leineneinband mit Fadenheftung. Inhaltlich werten editorische Notizen und Anmerkungen die Bücher zusätzlich auf. Alles in allem eine schmucke Werkausgabe. Einziges Manko: Auf dem Leinen-Buchrücken finden wir in schwarzer Prägung nur den jeweiligen Buchtitel vor, der Name des Autors fehlt. Wenn man die Bücher also ohne Hochglanzumschlag ins Regal stellen will, muss man wissen, dass es sich um Arthur Conan Doyle handelt.


Wie komme ich zu diesen Büchern? Gute Bekannte von uns mussten den Haushalt ihrer verstorbenen Grossmutter auflösen, deren grosse Passion das Lesen gewesen war. Sie erinnerten sich meiner literarischen Leidenschaft und schafften die Büchersammlung beiseite - ich durfte sage und schreibe rund dreissig Taschen mit Büchern durchsehen und entdeckte so unter anderem diese wunderschöne Sherlock Holmes-Edition.
Welches Buch ich nun zuerst für die Lektüre zur Hand nehmen werde, weiss ich allerdings immer noch nicht. In vier Romanen tauchen der berühmte Detektiv und sein Helfer auf. 1887 entstand der erste Roman "Eine Studie in Scharlachrot", daraufhin folgten 1890 "Das Zeichen der Vier", 1902 "Der Hund der Baskervilles", und 1915 schliesst Doyle seine Romanreihe mit "Das Tal der Angst" ab. Vermutlich bietet sich für den Einstieg der erste Roman an, der unter anderem das Aufeinandertreffen der beiden Figuren Holmes und Watson zum Thema hat und man sich so am besten in deren Detektivwelt einarbeiten kann. Eugen hat auf seinem Bücherblog "Bücherbriefe" Rezensionen zu allen vier Sherlock Holmes Romanen und auch zu einigen weiteren Werken Doyles veröffentlicht, die ich an dieser Stelle sehr zur Lektüre empfehle.
Inhalt meiner neunteiligen Werkausgabe sind neben den vier Romanen dann auch sämtliche Erzählungen mit dem analytisch begabten Detektiv. In der Zeit zwischen 1892 und 1927 entstanden fünf weitere Erzählbände: "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" (1892), "Die Memoiren des Sherlock Holmes (1893), "Die Rückkehr des Sherlock Holmes" (1904), "Seine Abschiedsvorstellung" (1917), und abschliessend "Sherlock Holmes' Buch der Fälle (1927). Zusätzlich, sozusagen als editorische Beilage, enthält die Werkausgabe einen über 250 Seiten starken Materialien-Band, der sämtliches Hintergrund-Material preisgibt, das jedem Sherlock Holmes Anhänger das Herz höher schlagen lässt. Dieser unentbehrliche Begleiter durch die Unterwelt des grössten Detektivs aller Zeiten präsentiert ein umfassendes Verzeichnis sämtlicher Haupt- und Nebenfiguren, Inhaltsbeschreibungen aller Romane und Erzählungen, das Portrait der Freundschaft zwischen Holmes und Watson, einen Überblick über die Illustratoren und Verfilmungen, sowie eine Chronik und Bibliografie über Arthur Conan Doyle. Was will man mehr?


Für gewöhnlich stehen Krimis oder Detektivgeschichten nicht zuoberst auf meiner Leseliste, genauso wenig wie Thriller oder fantastische Romane. Ich stelle jedoch fest, dass ich diesen Genres offener begegne als auch schon. Bei Arthur Conan Doyles Detektiv- oder Abenteuergeschichten liegt der Fall zudem anders, denn die Grenze zur Klassik ist sehr fliessend, man taucht bei Doyles Texten in eine andere Zeitqualität ein als bei zeitgenössischen Schriftstellern. Deshalb lässt sich die Sherlock Holmes Werkausgabe auch eher bei den klassischen Werken einreihen.


2 Kommentare


Eugen - 9. August 2024 um 09.24 Uhr

Hallo Michael, Zu dieser Ausgabe kann man dir nur gratulieren! Ich bin zwar mehr als nur zufrieden mit meinen Coppenrath-Ausgaben, aber an einen klassischen Leineneinband mit Fadenheftung kommt so schnell nichts heran. Hoffentlich findest du an den Büchern (und/oder wahrscheinlich eher an den Kurzgeschichten) genauso gefallen, wie ich es tue!

bookstories - 14. August 2024 um 19.18 Uhr

Lieber Eugen, herzlichen Dank für deine Worte. Auch mit den Coppenrath-Ausgaben kannst du sehr zufrieden sein, optisch gefällt mir deren äusseres Erscheinungsbild sogar besser als die Hochglanzumschläge der Werkausgabe des Buchclubs Ex Libris. Natürlich ist ein Leineneinband mit Prägung ein absolutes Highlight, aber mit einem hochglänzenden Schutzumschlag in schwarz und gold kann ich dann wieder weniger anfangen. Auch die Schwärzung des Kopfschnitts ist gewöhnungsbedürftig. Nichtsdestotrotz ändert das nichts am Inhalt der Geschichten, auf die ich sehr gespannt bin. Meine Eindrücke werden dann gewiss unter den Rezensionen nachzulesen sein.

 

Beitrag vom Mai 2024

Eine Märchenreihe

Wer kennt sie nicht, die grosse Sammelreihe "Märchen der Weltliteratur". Seit vielen Jahren schon steht sie in meinem Regal, mal auf dem einen, mal auf dem anderen, mal oben auf einem Schrank, sie stand auch schon im Schrank, einst hatte ich sie auf einer Handelsplattform zum Kauf angeboten, ich wollte sie auch schon wegschmeissen. Das war früher. Vor bookstories. Heute bin ich froh, dass ich sie nicht aus den Händen gegeben habe. Heute, wo meine Beziehung zu Büchern, egal welcher Art, eine ganz besondere ist. Noch besonderer als früher. Ich weiss zwar nicht, wann und ob ich je dazu kommen werde, mich in diese Märchenwelt einzulesen, aber nice to have. 


Anlass dazu, die Buchreihe sogar wieder in mein Hauptbücherregal zu stellen, war eigentlich eine Rezension von Michael Mittelhaus auf seinem Bücherblog altmodisch:lesen, wo er den Band der Schweizer Volksmärchen vorgestellt hat. Da sagte ich mir, vielleicht sind diese Bücher doch nicht so verstaubt und überholt – eine Buchreihe, von der man nicht richtig weiss, aus wievielen Bänden sie eigentlich besteht. Eine Buchreihe, die wertvolles literarisches Kulturerbe darstellt, die man auf keinen Fall aus den Händen geben darf, auch wenn man sie vermutlich nie vollumfänglich lesen wird.

Ich habe mich auf Wikipedia schlau gemacht und erfahren, dass der Diederichs Verlag aus Jena damals 1912 ursprünglich eine Edition von 34 Bänden angestrebt hatte: elf Bände europäische Volksmärchen, elf Kunstmärchenbände und zwölf Bände des Orients und primitiver Völker. Die elf Kunstmärchenbände hatte man schnell wieder aus dem Programm genommen. Im Lauf der Zeit kamen immer mehr Ausgaben dazu, der zweite Weltkrieg unterbrach das Programm dann. Allein zwischen 1912 und 1940 erschienen vierzig Bände, herausgegeben von Friedrich von der Leyen und Paul Zaunert.


Nach dem Tod Friedrich von der Leyens wurde die Reihe von dem Salzburger Romanisten Felix Karlinger und dem Münchner Nordisten Kurt Schier betreut, nach 1989 gab Hans-Jörg Uther die Reihe heraus. 2003 stellte der Diederichs Verlag die Reihe ein. Bis dahin entstanden stolze 165 Märchenbände. Später wurden einige Einzelbände von verschiedenen Herausgebern umgearbeitet und unter zeitgemässeren Titeln veröffentlicht. In einheitlicher Ausstattung einer Einbandvariante sollen gemäss Nachweis von Ulf Diederichs aber nur die vierzig Bände der Vorkriegsausgabe erschienen sein.

In meinem Regal stehen 36 Bände. Es handelt sich um eine ungekürzte Lizenzausgabenreihe für die Buchgemeinschaft Donauland Kremayr und Scheriau, die Bertelsmann Club Gmbh, den Deutschen Bücherbund und die angeschlossenen Buchgemeinschaften. Und hatte ich schon erwähnt, dass ich heute froh bin, diese hübsche und wertvolle Buchreihe nicht aus den Händen gegeben zu haben?

 

Beitrag vom Oktober 2023

Jugendbücher

Nach einem sehr bewegten ersten Jahr von bookstories, in dem neben zahlreichen Neuzugängen in meinem Bücherregal auch die Webseite selbst Form angenommen hat, habe ich mich entschlossen, mich von der Rubrik "Jugendbücher" in der Navigation zu verabschieden. Nachdem ich anfänglich noch zuversichtlich war, auch einmal ein Jugendbuch aus der Sammlung meiner Frau zu lesen und hier zu besprechen, musste ich feststellen, dass mir das Interesse und die Zeit hierfür einfach fehlen. Zu viele Titel aus meiner eigenen Sammlung stehen ungelesen im Regal, und es werden immer mehr, da auch das Sammeln ausgewählter Prosawerke mittlerweile zu meiner Passion geworden ist. Natürlich will ich nicht ausschliessen, dass mir auch einmal ein Harry Potter in die Hände fällt und ich darüber schreiben werde. Vielleicht werde ich auch im Zusammenhang mit dem Heranwachsen meiner kleinen Enkelin einmal ein Kinder- oder Jugendbuch besprechen. Doch dies wird nicht die Regel sein, weshalb sich eine eigene Rubrik "Jugendbücher" auf meiner Webseite erübrigt.

 

Beitrag vom Juli 2023

Ein Buchladen besonderer Art

Nicht selten besuchen meine Frau und ich das Bücher-Brocky in der Stadt. Das regnerische Wetter in den letzten zwei Juliwochen nutzen wir dazu, alle fünf Filialen in der Schweiz kennenzulernen. Das Bücher-Brocky ist eine privatwirtschaftliche Organisation, die Büchern eine zweite Chance gibt und gut erhaltene Gebrauchtbücher zu sehr günstigen Preisen anbietet. Die Bücher kommen aus Wohnungsräumungen, Bibliotheken oder Restposten aus dem Buchhandel, ebenso kann jedermann nicht mehr gebrauchte Bücher dort abgeben, was bedeutet, dass das Sortiment sehr reichhaltig ist und sich täglich verändert. Man trifft immer Momentaufnahmen an - Bücher, die heute nicht vorhanden sind, können morgen schon im Regal stehen. Das macht jeden Besuch spannend und interessant. Da lassen sich manche Raritäten und vergriffene Exemplare finden.


Das erste Bücher-Brocky wurde 1996 in Luzern eröffnet, zwei Jahre später die Filiale in Basel, danach entstanden bis zum Jahr 2011 drei weitere Filialen in Zürich, Aarau und Bern. In Basel sind meine Frau und ich mittlerweile Stammkunden, mindestens einmal im Monat streifen wir dort durch die Regale, lassen uns von der klassischen Hintergundmusik berieseln, die übrigens in allen Filialen läuft, und finden meist ein paar kleine Rosinen. Hierbei spielen für mich die Qualität und das Aussehen eines Buches eine ebenso wichtige Rolle wie dessen Inhalt. Weist es deutliche Gebrauchsspuren auf oder stehen persönliche Widmungen auf der ersten Seite, verzichte ich auf einen Kauf, selbst wenn mich das Buch interessiert. Irgendwann später wird sich bestimmt ein schöneres Exemplar finden.
Unsere kleine Erkundungsreise beginnt mit der Filiale in Zürich. Im Untergeschoss einer Handelsschule gegenüber des Bahnhofs Enge befindet sich das grossräumige Buchparadies. Die fensterlosen Räumlichkeiten machen einen freundlichen Eindruck, Platz ist genügend vorhanden. Im Hauptkorridor stehen Papiertüten mit gebrachten Büchern, die noch nicht eingeordnet sind und von der Käuferschaft durchgesehen werden darf. Der Literaturbereich ist - wie in allen Filialen - in die Hauptgenres Belletristik, Unterhaltungliteratur, Schweizer Autoren, Kinder- und Jugendbücher, Krimis und Thriller, englischsprachige Bücher, sowie Klassik und Lyrik eingeteilt. Taschenbücher und gebundene Bücher stehen nicht im selben Regal, was mir sympathisch ist, da mein Augenmerk nur den Hardcovers gilt. Hier in Zürich ist die Belletristik alphabetisch nach Autoren eingereiht - allerdings auf zwei Regalwänden, beide von  A - Z. Ich nehme dreizehn Bücher mit nach Hause.


Drei Tage später besuchen wir die Filiale in Luzern. Eigentlich befindet sich das Bücher-Brocky in einem Aussenbezirk von Luzern, an der Ruopigerstrasse im Ortsteil Littauen/Reussbühl, wohin der Bücherumschlagplatz, nachdem er ursprünglich hinter dem Luzerner Bahnhof gegründet worden war, später umgezogen ist. Auf zwei Stockwerken, im alten Littauer Gemeindehaus, treffen wir das für meine Begriffe schönste Bücher-Brocky an. Antike Möbel aus einem Kloster zieren den Eingangsbereich. Obwohl die Räume eher klein ausfallen und die hohen Regale eng beieinander stehen, oder vielleicht gerade deshalb, vermittelt diese Filiale viel Charme. Auch hier sind Taschenbücher und gebundene Bücher im Belletristikbereich getrennt, ein Ordnungssystem innerhalb der Belletristik gibt es nicht, jedoch wird die Trivialliteratur gesondert angeboten. Separate Regale gibt es auch für die Schweizer Autoren, die Klassiker und die Krimikategorie. Man verliert sich in den drei grossen Regalwänden willkürlich eingereihter Romane, wenn man jeden einzelnen Buchrücken durchsehen möchte. Sechzehn Bücher finde ich hier für meine Bibliothek.
Dann Basel. In der Bücher-Brocky an der Güterstrasse hinter dem Bahnhof haben wir sozusagen Heimspiel. Ein einziger grosser Raum ist mit Regalwänden unterteilt. Der hellen und angenehmen Deckenbeleuchtung wirkt der dunkle Fussboden kalt entgegen. Die Belletristik-Bücherwand befindet sich gleich auf der linken Seite und führt vom Eingang bis zum Ende des Raumes. Beginnend mit der Klassik vor 1900 und  jener des 20. Jahrhunderts führt das Angebot weiter über die Biografien, die CH-Literatur, dann die Einteilung nach geografischen Bereichen (russische, asiatische, nahöstliche und lateinamerikanische Literatur), bis zur Sortierung nach Verlagen - dies allerdings nicht konsequent. Die historischen Romane, die Krimis, die Unterhaltungsliteratur und die Fantasy-Bücher stehen auf eigenen Regalen. Das Ordnungssystem innerhalb der Belletristik erscheint mir nicht wirklich gelungen, eine alphabetische Ablage wie in Zürich würde die Suche erheblich erleichtern. Heute finde ich nur ein Buch. Auch gehen wir bald wieder.


Gegenüber der Kaserne, am Freihofweg hinter einem China-Restaurant, befindet sich die Filiale in Aarau. Platz bieten die alten, dunklen Räume eines ehemaligen Weinkellers. So wirkt auch der Buchladen etwas schummrig und ungemütlich, die teilweise verwinkelten Räume sind schlecht ausgeleuchtet, was sich bei Büchern nachteilig auswirkt. Der enge Eingangsbereich ist mit Regalen verstellt, Pfeile am Boden weisen in die Richtung eines Rundgangs. Heute scheinen die Räume heller, auch die Buchqualität scheint gepflegter zu sein. Von allen Filialen finden wir hier in Aarau das grösste Angebot an klassischen Werken. Die Romane sind in die Hauptbereiche Trivialliteratur, Belletristik und CH-Autoren eingeteilt. Die Taschenbücher stehen gesondert auf eigenen Regalen. Die CH-Autoren sind alphabetisch geordnet, innerhalb der Belletristik muss man innerhalb von Verlagseinteilungen suchen. Diesmal sprechen mich vierzehn Bücher an, die ich mitnehme.


Die Filiale in Bern ist mit dem Auto einfach zu finden. Nach der Autobahnausfahrt Neufeld dreimal abbiegen, und schon stehen wir vor dem Bücher-Brocky, das sich in einem Wohnquartier an der Länggassstrasse befindet. Im einladend wirkenden Eingangskorridor sind bereits die Krimis und Thriller ausgestellt und rechts um die Ecke die antiquarischen Bücher. Im mittleren Raum befindet sich die Empfangstheke, und der Hauptraum weiter hinten gleicht einem grossen Saal, dessen Decke von weissen Säulen getragen wird. Grosszügige Fenster sorgen für eine lichtdurchflutete Atmosphäre. Auf orange farbenen Regalen, was mir persönlich zu modern ist, zwischen denen aber genügend Platz herrscht, findet man ein reichhaltiges Angebot. Eine ganze Bücherwand beherbergt die Schweizer Literatur. Auch hier in Bern werden Taschenbücher und gebundene Ausgaben nicht gemischt. Die Belletristik ist nach Sprachen bzw. Herkunftsgebiet der Autoren sortiert, innerhalb dieser Bereiche gar alphabetisch, was die Suche erleichtert und sich als sehr lehrreich herausstellt. Zehn Bücher nehme ich mit nach Hause - und bereue, dass ich ein altes Exemplar von William Faulkners "Die Stadt" stehengelassen habe.


So endet unsere Reise durch alle Bücher-Brocky-Filialen mit einigen Jugendbüchern, die meine Frau für sich selbst und für die Schulbibliothek unserer Tochter ausgesucht hat, während meine eigene Sammlung einen Zuwachs von 54 neuen Büchern erhält, ausnahmslos in gepflegtem Zustand.

 

Beitrag vom Mai 2023

Der Buchstempel

Wer leidenschaftlich Bücher sammelt und Freude an seiner eigenen Bibliothek hat, der stempelt seine Bücher ab - dem ist der sogenannte 'Ex Libris'- oder Bucheignerstempel kein Fremdwort. Man kann auf verschiedensten Plattformen im Internet aus einem Angebot vorgefertigter Designs aussuchen und seinen eigenen Stempel personalisieren und anfertigen lassen.
Der Name 'Ex Libris' hat nichts mit der gleichnamigen, in der Schweiz bekannten Buchhandlung oder dem früheren Buchverlag zu tun, sondern kommt vom Lateinischen und bedeutet 'aus den Büchern (von)', 'from the library of'. Man kennzeichnet mit dem Stempel seine eigene Sammlung und drückt gleichzeitig damit aus, dass einem der Besitz eines bestimmten Buchexemplars wichtig ist und etwas bedeutet. Ein bisschen wie früher, als wir noch Kinder waren und unseren Namen in das Feld auf der ersten Seite des Buches geschrieben haben. Dieses Buch gehört ...


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